27. Juli 2024

Werbekampagne lame – lila Muskel?

Analyse: Wo sind die ganzen Macherinnen und Macher?

Das Kultusministerium Bayern investiert und hat aufgrund des Lehrkräftemangels eine Werbekampagne mit dem Claim „Lehrer werden – Zukunft prägen“ ins Leben gerufen. Bestandteil sind auch ein paar Postkarten. Ich werde die in den nächsten Tagen nach und nach hinsichtlich Farbe, Motiv, Subclaim und Aussage „analysieren“. Nach dem gelassenen Jugendversteher (4 von 4 Daumen) und der daddelnden Superlehrkraft (5 von 4 Daumen) war die Spannung groß: Mir ist allerdings für diese Karte noch nicht mal ein ansprechender Titel eingefallen. Trotzdem viel Spaß beim Lesen!

Werbekampagne Lehrer werden: Wo sind die ganzen Macherinnen und Macher?

Farbe:
Flieder oder violett? Keine Ahnung, ehrlich. Der Hintergrund erinnert an die Sitzfläche von speckigen Campingstühlen aus den 80ern und macht mich unruhig. Wer Farbpsychologie will: Die Farbe Violett soll für Vitalität und Lebenslust sorgen. Dabei vereint die Farbe Widersprüche wie Wärme und Kälte, Nähe und Ferne.
Oder eben Werbung und Realität.
Ergo: Das war leider nix. 👎

Motiv:
Ich war ja wirklich angetan vom Löwen und der Superfrau der vorherigen Karten – aber ernsthaft jetzt, einfach nur ein in der Luft schwebender Muskelarm vor einer ekligen Hintergrundstruktur, der mich alten medienversauten Sack sofort an Meister Propper (Youtube-Link, wers nicht sehen will, klickt nicht) erinnern lässt? Immerhin hat der Arm jetzt dafür gesorgt, dass ich mir eine halbe Stunde lang Werbung aus der Kindheit (Vorsicht: Nochmal Youtube) von Werthers Echte über Becks bis zum „Vorsicht, it`s cool Man“ angeschaut und Werbejingels mitgesummt habe. Erschreckend.
Ergo: Sorry, das macht niemanden an. Auch keine jungen Menschen. 👎

Subclaim:
Siehe da, eine neue Methode: Man stellt eine Frage und greift wieder auf die „Jugendsprache“ zurück. Macher belegte beim Jugendwort 2022 Platz 3. Jemand, der ohne Zögern Dinge umsetzt, ist eine Macherin oder ein Macher. Und wo sind sie nun? Ich weiß es, ich weiß es! Als ich mit dem Vorbereitungsdienst fertig wurde, bekamen viele von uns keine feste Anstellung, sondern wurden jahrelang mit befristeten Jahresverträgen abgespeist. Die Einstellungspraxis war mies, ungerecht und absolut an den Bedürfnissen vorbei. Einige gute Freunde kehrten Bayern deshalb den Rücken. Und dann verrechnete man sich auch noch massiv bei den Bedarfsprognosen, versäumte es die Arbeitsbedingungen an die sich ändernden Zeiten anzupassen und steht nun als Arbeitgeber ziemlich hölzern und unattraktiv da.
Es sei die Gegenfrage erlaubt: Wo sind denn die Macherinnen und Macher im Verwaltungsapparat?
Ergo: Macht mich sauer, diese dämliche Frage, deshalb vier Minus 👎

Werbekampagne Lehrer werden: Die das Zeug haben, die Generation Alpha zu alphabetisieren.

Aussage:
Ist doof, wenn man schon angefressen ist, und dann die nächste Kategorie bearbeitet. Ja, das soll wirken, Alpha und Alphabetisieren, Knowledge und Know-How. Tut es aber nicht. Irgendwie klingen die Frage nach dem wo und die Aufforderung, sich doch mal zu melden, schon ziemlich verzweifelt und trostlos. Ich stelle mir vor, wie die Arbeitsebene ausgesendet wird, nach den Macherinnen und Machern zu suchen, und ein sanftes „Wo seid ihr alle?“ in der Dunkelheit verhallt. (Ja, Youtube)
Ergo: Mitleidsdaumen? Na gut. 👍

Das war tatsächlich ziemlich mau, aber immerin ehrlich. Die Analphabetisierungsrate sank zwar lange Zeit, dennoch können über 6 Millionen Menschen nicht richtig lesen oder schreiben. Und wenn die Macher*innen nicht schnell gefunden werden, wirds tatsächlich schwierig für die Generation Alpha. Mit so einer Karte wird das allerdings nicht gelingen. Trotzdem ein Bonus-Ehrlichkeits- und Mitleidsdaumen: 👍


Insgesamt dann also schmeichelhafte emotionslose 2 von 4 👍

Disclaimer: Esoterik kann gerne behalten werden, bitte nicht zu ernst nehmen, unser Beruf ist ein toller, und es lohnt sich deshalb unbedingt, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Ich freu mich außerdem über Feedback auf Social Media. Und wer bei Werthers Echte sofort den netten Opa im Sinn, bei Krombacher sofort Cockers Sail away im Ohr und bei „It`s cool men“ Milkageschmack auf der Zunge hatte – follow me men!

Disclaimer 2: Und ja, ich habe die aus der Emotion heraus gewerteten vier Minus 👍 in der Endwertung nicht berücksichtigt. Ich weiß, ich bin manchmal inkonsequent.

Quelle: https://www.zukunftprägen.bayern/

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